Mehr Zeit für ein natürliches Aussehen in Zeiten der Krise
Die größten Kritiker unseres eigenen Aussehens sind immer wir selbst:
„Da sehe ich ja furchtbar aus!“ –
„Auf dem Foto bin ich aber ganz schlecht getroffen!“ –
„Ich muss dringend mal was unternehmen!“
Das sind typische Reaktionen beim Betrachten von Urlaubsbildern oder Fotos und Videos, die auf Events aller Art gemacht wurden. Zu solchen Reaktionen neigen übrigens auch Menschen, von denen andere finden, dass sie sehr gut aussehen. Unsere Selbstwahrnehmung und die Wahrnehmung durch andere sind also zwei verschiedene Paar Schuhe.
Die Nachfrage nach Behandlungen des menschlichen Gesichts steigt
In besonders herausfordernden Zeiten reifen als Folge unserer Selbstwahrnehmung Entschlüsse zum eigenen Erscheinungsbild, die weit über den nächsten Friseurbesuch oder den Kauf einer neuen Gesichtslotion hinausgehen. Das merke ich als Facharzt für Plastische Chirurgie in diesen Monaten, da die Corona-Pandemie unser Leben auf den Kopf stellt, ganz besonders. Damit bin ich nicht allein: „Die Schönheitschirurgie kann sich in Deutschland aktuell über ordentlich Nachfrage freuen“, stellte das „Darmstädter Echo“ am 23. Februar 2021 fest. Vor allem geht es bei diesen Nachfragen um Behandlungen des menschlichen Gesichts. Operative wie nicht operative Verfahren dazu sind mein Spezialgebiet.
Gründe: Die Videokonferenz, Home-Office, Home-Learning
Für den erhöhten Bedarf gibt es mehrere Gründe. Die Formen menschlicher Kommunikation haben sich in dieser Krise verändert. Ein Beispiel sind die Videokonferenzen, die in vielen Unternehmen und Organisationen die üblichen Besprechungen mit physisch anwesenden Menschen ersetzen. Home-Office und Home-Learning sind zu Alltagsbegriffen geworden.
Was passiert da? Wie sehen auf dem Bildschirm des PC oder Laptops unser eigenes Gesicht und wundern uns, wie unvorteilhaft wir aussehen. Dann stellen wir uns vor, dass der/die virtuelle Gegenüber unser Antlitz vielleicht genau in diesem Moment in Großaufnahme auf dem Bildschirm hat und wir erschrecken uns mächtig: Selbst der kleinste Makel wirkt auf einmal riesengroß!
Oft hat das freilich damit zu tun, dass nicht alle Teilnehmer an virtuellen Gesprächen wissen, wie sie Kamera, Beleuchtung, Perspektive und Hintergrund zu Ihrem Vorteil einrichten. Da sieht man einen Schatten, wo gar keiner ist. Aber in dem Moment des Erschreckens spielt das keine Rolle:
„Ich muss etwas machen bzw. machen lassen!“
So reift der Entschluss, sich zunächst im Internet zu informieren und dann einen Facharzt zu kontaktieren.
Masken betonen Makel der Augenpartie. Aber sie verhüllen auch vorübergehende Folgen einiger Schönheits-Operationen
Ein weiterer entscheidender Faktor für die veränderte Wahrnehmung in der Krise sind die Masken. Wir betrachten wesentlich intensiver als sonst die Augenpartie unserer Gegenüber: Fältchen, Tränensäcke, Schlupflider, grimmige wirkende Stirnfalten, Augenringe: Alles fällt wie unter einer Lupe deutlich mehr auf, als sonst, wo wir Nase, Wangen und Mundpartie des anderen ebenfalls betrachten, wenn wir uns unterhalten.
Anderseits fördert das Tragen dieser Masken den Entschluss, sich in die Behandlung eines Plastischen Chirurgen zu begeben: Temporäre Folgen von Eingriffen wie dem Facelift oder einer Fettabsaugung am Kinn sind unter der Verhüllung praktisch nicht sichtbar und so reift die Idee:
„Wenn nicht jetzt eine Schönheits-Behandlung, wann dann?“
Dieses Momentum führt zu zwei weiteren Faktoren, die die Idee zu einer Schönheits-OP oder zu nicht operativen Faltenbehandlungen etwa mit Fillern (Botulinum, Hyaluronsäure), Eigenfett oder Ultraschall zu einem Entschluss reifen lassen.
Menschen haben Zeit, etwas für ihr Erscheinungsbild zu tun
Faktor eins: Wir haben die Zeit, unserer Wirkung auf andere nachhelfen zu lassen. Der Urlaub, der Städtetrip, das Fest im Verein oder die Party unter Nachbarn fallen auf unabsehbare Zeit aus, also nutzt man diese Tage für die Behandlung, Nachsorge und die anschließende Rekonvaleszenz. Außerdem fragt einen in diesen Tagen ja ohnehin niemand danach, was wir an unseren freien Tagen planen, wir müssen also gar nichts rechtfertigen.
„Wo soll’s denn hingehen?“
Das will längst keiner mehr wissen, weil die Antwort immer lautet:
„Ich bleibe daheim. Was sonst?“
Menschen sparen Geld in der Krise und investieren es in ihr Äußeres
Faktor zwei: Geld, das wir an anderer Stelle sparen. Und das nicht zu knapp: Restaurantbesuche, Urlaube, Konzerte, Theater, Kino, der Abend im Pub, Reiten, Sauna, Tennis, Schwimmen, Sport mit der Mannschaft, Golf: Fällt alles aus, kostet aber auch nichts. Da denken viele darüber nach, sich etwas Gutes zu tun und das eigene Aussehen zu fördern.
An der Art der Nachfragen zu Behandlungen des menschlichen Gesichts hat sich in meiner Praxis während der Corona-Pandemie nichts Wesentliches verändert. Zu Beginn der ersten Welle im Frühjahr 2020 gab es allerdings einen kleinen Einbruch: Dieser war der Skepsis und Angst vieler geschuldet, sich zu infizieren. Ähnliche Einbrüche hatten zu der Zeit auch Friseure, Kosmetikerinnen oder Zahnärzte zu beklagen. Mittlerweile wissen die Menschen: Die wirklichen Gefahren lauern woanders. Der Arzt ihres Vertrauens tut alles für die maximale Sicherheit seiner Patentinnen und Patienten.